Thema I: Den Kiefer erkunden
In den restlichen Monaten des Jahres möchten wir uns mit verschiedenen Aspekten der Kiefergelenke beschäftigen. Unsere beiden Kiefergelenke sind die am meisten gebrauchten Gelenke im Körper. Ob wir sprechen, singen, essen und schlucken – die Kiefergelenke sind ständig im Einsatz. Nicht zu vergessen, dass sich auch unsere Emotionen im Kiefer wiederspiegeln! Der Zustand der Kiefergelenke hat Einfluss auf unsere Wirbelsäule, auf die Atmung sowie die gesamte Verdauung. In diesem Bereich des Körpers entspannt und locker zu sein, hat große Auswirkungen auf unser allgemeines Wohlbefinden. Es hilft, das Design der Kiefergelenke in Grundzügen zu kennen und die Funktion zu verkörpern. Wir werden im Monat Oktober den Kiefer und die Gelenke erforschen und etwas kennenlernen. Im November werden wir uns in Grundzügen der Mechanik der Kieferbewegungen widmen. Und im Dezember wenden wir uns den so wichtigen Muskeln zu, die unsere Kiefergelenke bewegen. All das in Anlehnung an die Prinzipien der Franklin-Methode®: (er)kennen, imaginieren, wahrnehmen, verkörpern!
Kleine Anleitung für den Alltag:
Rechts auf dem kleinen Bild sind die wesentlichen Strukturen des linken Kiefergelenks abgebildet. Um sich damit vertraut zu machen, ist es hilfreich, den Kiefer durch Berührung zu erkunden. Beginnen Sie vorn am Kinn, dem sogenannten Korpus des Unterkiefers. Tasten Sie mit Ihrer rechten Hand am rechten Kieferrand entlang. Wenn Sie den Daumen unter den Kieferrand legen und zwei Finger aussen auf den Rand, können Sie auch gleich den Mundboden etwas lockern. Sie wandern schrittweise mit den kreisenden Fingern nach hinten und massieren damit leicht den Kieferrand. Richtung Ohr gleiten Ihre Finger um eine Ecke, den Kieferwinkel. Von hier aus können Sie ganz vorsichtig nach oben Richtung Ohr streichen. Wenn Ihre Finger vor dem Ohr liegen und Sie öffnen den Unterkiefer, können Sie unter Ihren Fingern die Bewegung des Gelenkkopfes spüren. Sie können den Zeigefinger in die Ohröffnung legen und spüren, wie sich beim Öffnen des Kiefers der Raum vergrößert, da der Gelenkkopf nach unten gleitet. Beim Schließen gleitet er wieder gegen Ihren Finger! Wandern Sie nun mit Ihren Fingern kreisend über den Jochbeinbogen, der vor dem Ohr Richtung Gesicht verläuft. Unter dieser knöchernen Leiste verläuft ein wichtiger Muskel, der den Kiefer schließt (Musculus temporalis). Führen Sie alle Bewegungen vorsichtig kreisend aus und stellen Sie sich die Strukturen, die Sie unter Ihren Fingern spüren, vor! Je mehr Zeit Sie sich für die Erkundung nehmen, desto nachhaltiger werden die Eindrücke, die an Ihr Gehirn weitergeleitet werden, dort verankert. Das Körperschema für Ihren Kiefer verändert sich – es wird klarer! Lassen Sie nach dieser Erkundung Ihre Hand sinken und spüren Sie einige Atemzüge lang Ihrer berührten Kieferhälfte nach. Öffnen Sie langsam den Kiefer und nehmen Sie wahr, ob ein Unterschied in der Bewegungsqualität zu spüren ist: die berührte Seite fühlt sich lockerer an und die Bewegung ist geschmeidiger. Gehen Sie nach der Testbewegung auf der anderen Seite genauso vor. Nehemn Sie sich auch nach der zweiten Seite etwas Zeit, die veränderte Bewegungsqualität wahrzunehmen.