Thema II: Beide Kiefergelenke ausgleichen
Für das gleichmäßige Öffnen und Schließen des Kiefers kann es hilfreich sein, die Gelenkmechanik ein wenig zu kennen! Jedes unserer Kiefergelenke hat eigentlich zwei Gelenkhöhlen, da eine kleine Knorpelscheibe (Discus) jedes Kiefergelenk in ein größeres oberes und ein kleines unteres Gelenk teilt. Nach unten hin artikuliert die Gelenkscheibe mit dem Gelenkfortsatz des Unterkiefers, nach oben hin artikuliert sie mit der Gelenkpfanne des Schläfenbeins. In der Abbildung ist die Gelenkscheibe farbig zu erkennen. Wenn Sie Ihren Mund öffnen, lassen sich zwei Phasen unterscheiden: In Phase I dreht sich der Gelenkkopf in der Gelenkscheibe, bleibt aber noch am Ort! Hierbei wird der Mund nur ganz leicht geöffnet (ca. 15°). In Phase II gleitet die Scheibe mit dem Gelenkkopf vorwärts und abwärts entlang der Gelenkpfanne (am Schläfenbein), der Gelenkkopf verlagert sich damit etwas nach vorne unten! Beim Schließen geschieht das Gegenteil: Gelenkscheibe und Gelenkkopf gleiten in der Pfanne nach hinten oben, dann dreht sich das Gelenkköpfchen in der Pfanne! Das ist ein sehr komplexer Vorgang und oft bewegen sich die beiden Kiefergelenke ungleichmäßig.
Kleine Anleitung für den Alltag:
Ziel dieser kleinen Übung ist es, die Kiefergelenke gleichmäßig zu bewegen.
Setzen Sie sich entspannt aufgerichtet auf einen Stuhl, Ihre Sitzhöcker sind gleichmäßig belastet. Gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit zu einem Kiefergelenk und stellen Sie sich die Bewegung beim Öffnen und Schließen vor: Zu Beginn der Kieferöffnung dreht der Gelenkkopf im unteren Gelenk in der Gelenkscheibe. Bei weiterer Öffnung gleitet die Gelenkscheibe samt Gelenkkopf in der Gelenkpfanne nach unten vorne! Sie können sich das wie auf einer auf dem Kopf stehenden Rutschbahn vorstellen! Beim Schließen visualisieren Sie die gegensätzliche Bewegung. Wiederholen Sie auf einer Seite einige Male diesen Vorgang, bevor Sie sich der zweiten Seite widmen.
Um eine gleichmäßige Bewegung in beiden Kiefergelenken zu gewährleisten, kann eine Metapher helfen: Stellen Sie sich Ihren Unterkiefer mit seinen zwei Gelenken als mittelalterliche Zugbrücke vor. Nur dann, wenn auf beiden Seiten die Zugbrücke gleichmäßig abgelassen wird, öffnet sich das Tor. Es kann hilfreich sein, am Anfang vor einem Spiegel zu üben. Lassen Sie die Metapher der Zugbrücke in Ihr Bewusstsein sickern. Nach einigen Wiederholungen vor dem Spiegel hat sich das Bild verankert und Sie können ohne Spiegel üben.